Führungskräfte und Personaler äußern verstärkt Bedenken gegenüber der nachfolgenden Generation. Diese Generation sei zu „satt“, achte vor allem auf sich selbst und empfinde Verantwortung als zu stressig, hören wir immer öfter. In der Konsequenz hätten die Unternehmen Schwierigkeiten, Führungspositionen adäquat zu besetzen.
Die empirische Sozialforschung unterscheidet Generationen nach ihrer Prägung (die dabei aber nicht auf jeden Vertreter gleich stark zutrifft). Die heutigen Entscheider stammen meist aus der sogenannten Generation X (geboren Mitte der 1960er bis Ende der 1970er Jahre) und zunehmend auch aus der Generation Y (geboren Anfang der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre). Die Generation Z (geboren ab den späten 1990er Jahren) bekommt erste Führungsaufgaben. Die Menschen beeinflussen sich dabei generationenübergreifend und verändern so den gesellschaftlichen Konsens.
Dadurch wandelt sich auch das berufliche „Normal“: Für den Großteil der Führungskräfte der Generation X
war eine vertikale Karriere ein sehr erstrebenswertes Ziel. Verantwortung zu übernehmen bedeutete für sie, Vertrauen von den Vorgesetzten und den Mitarbeitern zu spüren, entscheiden zu dürfen und Menschen entwickeln zu können. Hierfür gab es Anerkennung im Unternehmen und von außerhalb.
Führungsverantwortung erhöhte außerdem das Einkommen und die gesellschaftliche Stellung. Der Preis für all das – weniger freie Zeit zu haben oder den Wohnort wechseln zu müssen – war für die Generation X akzeptabel. Die Bindung an das Unternehmen wurde als Versprechen erlebt: „Häng' dich rein, dann wird etwas aus dir!“ Oder: „Einmal bei Bosch, immer bei Bosch.“
Für viele Vertreter der Generation Y oder Z ist die Balance zwischen Beruf und Freizeit wichtiger als eine klassische Karriere, ebenso wie die Flexibilität der Arbeitszeit und des Arbeitsortes. Die Arbeit ist für sie im Team reizvoller und ausgeprägte Hierarchien stören. Auf Status und Prestige legt der Führungsnachwuchs meistens weniger Wert. Es geht ihm mehr um eine sinnerfüllende Tätigkeit und um den Freiraum, das eigene Können unter Beweis zu stellen.